Vor einigen Jahren hieß es noch, die deutschen Autobauer seien bei der Elektromobilität meilenweit abgehängt. Heute kommt das beste Elektroauto mit dem Mercedes-Benz EQS aus Baden-Württemberg. Das zeigt uns, dass wir überhaupt keine Angst vor dem Transformationsprozess haben müssen. Es geht jetzt darum, die Realitäten anzuerkennen, die Batterie-Technologie als Chance zu begreifen und mutig zu sein. Das muss auch die klare Botschaft an unsere kleinen- und mittelständischen Unternehmen sein, die jetzt in die Zukunftstechnologien investieren müssen, um den Zug nicht zu verpassen. Uns als Unternehmer ist es egal, welche Teile wir produzieren. Wichtig ist, dass wir die Teile produzieren.
Batterien werden billiger, sicherer, stärker und nachhaltiger
Die Batterietechnologie entwickelt sich rasant. Erstens werden die Batterien schon seit einiger Zeit sukzessive billiger. Es kommen neue und günstigere Materialien zum Einsatz und außerdem sinkt der Fertigungsaufwand. Heutige Batterien für E-Autos kosten zwischen 5.000 und 10.000 Euro, aber vor wenigen Jahren lag der Preis noch beim Vierfachen. Batterien werden zweitens sicherer. In China befinden sich beispielsweise bereits E-Autos auf dem Markt, die mit einer unbrennbaren „Blade Battery“ ausgerüstet sind.
Mitentscheidend für die Akzeptanz eines batteriebetriebenen Fahrzeugs beim Kunden ist seine Reichweite. Auch in diesem dritten Punkt sind die technologischen Fortschritte enorm. Schon in naher Zukunft werden serienmäßig produzierte Batterien von 800 bis 1.000 Kilometer Reichweite verfügbar sein, die nur wenige Minuten benötigen, um auf 80% aufgeladen zu werden. Die Batterien der Zukunft wird man bis zu 5.000-mal voll be- und entladen können. Solche Batterien werden länger „leben“ als das Auto. Es wird allerdings auch entscheidend darauf ankommen, wie schnell wir mit dem Aufbau der Ladeinfrastruktur vorankommen. Das hat die Politik zu verantworten und hier muss das Tempo massiv erhöht werden. Auf öffentlichen Flächen werden pro Woche derzeit 300 neue Ladepunkte errichtet. Um das im Bund formulierte Ziel von einer Million Ladepunkte bis 2030 zu erreichen, müssten wöchentlich jedoch mehr als 2.000 errichtet werden, so der Verband der Automobilindustrie.
Ein äußerst erfreulicher Fortschritt zeigt sich bereits heute hinsichtlich der für die Batterieherstellung notwendigen „kritischen“ Rohstoffe. Beispiel: der Kobaltgehalt konnte in der Vergangenheit kontinuierlich auf einen Bruchteil der anfänglichen Menge gesenkt werden. Inzwischen arbeitet die Industrie an der Serienproduktion von Batterien, die ganz ohne Kobalt auskommen, sondern im Wesentlichen Eisen und Eisenphosphat benötigen. Eine weitere gute Nachricht kommt vom baden-württembergischen Batteriehersteller Varta, wonach alle Rohstoffe für Batterien in Zukunft zu 100 Prozent recycelt werden können.
Den weltweiten Bestand nicht außer Acht lassen
Der Antrieb der Zukunft für den Pkw ist die Batterie. Die erwähnten 50 Investitionsmilliarden sowie die eindeutigen Aussagen aus den Führungsetagen der Automobilhersteller machen das deutlich. Der Weg der Nutzfahrzeugbranche ist dem gegenüber noch unklar. Gut möglich, dass es je nach Größe und Einsatzzweck unterschiedlich betriebene Nutzfahrzeuge geben wird. In diesem Bereich wird auch die Brennstoffzelle eine wichtige Rolle spielen.
Parallel zur Batterie-Technologie wird mit Hochdruck auch an synthetischen Kraftstoffen gearbeitet. Diese E-Fuels können die Bestandsflotte emissionsfrei machen, also die Fahrzeuge, die auch weiterhin auf den Straßen dieser Welt fahren werden. Allerdings werden Treibhausgase nur dann relevant vermieden, wenn der Wasserstoff, der für die Herstellung von E-Fuels gebraucht wird, auch regenerativ erzeugt wird. Dass dies schnell in der benötigten Menge möglich ist, wird von den Fachleuten verneint. Ein weiterer Nachteil von grünem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen ist der hohe Energieaufwand bei ihrer Produktion. Auf die zur Herstellung benötigten Energie bezogen schafft ein Elektroauto zehnmal mehr Kilometer als der synthetisch betankte Verbrennungsmotor. Aus diesem Grund ist es fraglich, ob E-Fuels im großen Maß im europäischen Pkw-Bestand eingesetzt werden und ob es nicht sinnvoller ist, den auf absehbare Zeit knappen regenerativ erzeugten Wasserstoff in den energieintensiven Branchen wie zum Beispiel der Stahlindustrie einzusetzen.
Tobias Vogt MdL
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