Politik muss Stromversorgung schaffen statt Verbrenner verbieten

Datum des Artikels 13.10.2021

Dass die Automobilindustrie und ihre Zulieferer in Baden-Württemberg ausnahmslos auf dem Weg in die E-Mobilität sind, davon konnte man sich auf der IAA Mobility vor kurzem ein eindrucksvolles Bild machen. Dabei jedoch ist dieser Weg für die baden-württembergischen Unternehmen komplex – und unterschiedlich.

In unserem Bundesland, in dem die Geburtsstätte des Autos liegt und wo die besten Autos der Welt gebaut werden, ist die Transformation in die E-Mobilität am schwierigsten. Während anderswo mit billigem Baugrund um die Ansiedlung neuer batteriebetriebener Automobilproduktionen geworben wird, müssen bei uns bestehende Produktionen „umgebaut“ und zigtausende qualifizierter Arbeitskräfte „umgeschichtet“ werden. Einigkeit bei den großen Zulieferern des Landes wie Mahle, Bosch, Elring-Klinger und Mann+Hummel besteht darin, dass sie die Übergangszeit nutzen und nutzen müssen, um mit den bisher erfolgreichen Spitzenprodukten das Geld zu verdienen, das sie zur Entwicklung der Komponenten der „Neuen Mobilität“ benötigen. Und dies sind Hunderte Millionen Euro.

Für die CDU im Land heißt dies dreierlei: Zum Ersten benötigt unsere Automobilwirtschaft politische Vorgaben, die nicht ständig verändert, verschärft und vorgezogen werden. Je mehr es immer wieder neue Vorgaben gibt, desto teurer, desto langwieriger wird für unsere Unternehmen der Umstieg. Wer es nicht oder zu spät schafft, der verliert den Markt, gefährdet sich und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zweitens ist ein gesetzliches Verbot des Verbrennungsmotors unsinnig und unnötig gleichermaßen. Unsinnig, weil der Glaubenskrieg „Verbrenner ja oder nein“ von der eigentlichen Frage „emissionsfreies Fahren ja oder nein“ ablenkt. Und unnötig, weil die Nachfrage sowie Angebot aktuell erwarten lassen, dass der Umstieg ohnehin schneller gelingen wird. Der Markt wird es regeln! Eine klare Botschaft der CDU im Land, auch in Richtung der Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Brüssel. Und drittens: Die Politik darf sich nicht auf „die eine Technologie“ fixieren und damit andere technologische Optionen blockieren.

Ohne links-ideologische Scheuklappe muss nun endlich auch zur Kenntnis genommen werden, wie wichtig E-Fuels für die Mobilitätswende sind, also synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und CO2 hergestellt werden. Diese Kraftstoffe benötigen wir, damit schon vorhandene Autos sauber gefahren werden können und außerdem auch weit in die Zukunft für Schiffsmotoren und in der Luftfahrt.

Während sich die Automobilwirtschaft auf den Weg in die E-Zukunft gemacht hat, sollte sich die Politik nun (nicht mehr mit dem Verbrennerverbot und Fristvorgaben für den Umstieg) beschäftigen. Die beiden politischen Hauptaufgaben heißen Ladeinfrastruktur und Ausbau der regenerativen Energien.

Je mehr die E-Mobilität (und damit ist mehr gemeint als das E-Auto) an Bedeutung gewinnt, desto mehr stellt sich die Frage, woher wir den Strom hierfür bekommen. Nach dem Ausstieg aus Kernkraft und Kohle tut sich in Deutschland ein immer größeres Loch zwischen Strombedarf und Eigenstromproduktion auf. Wenn wir aber nicht auf Dauer Atomstrom aus Polen oder Frankreich für unsere vermeintlich saubere E-Mobilität einsetzen wollen, muss mit Hochdruck die Produktion von regenerativer Energie hochgefahren werden. Allerdings wird dieses Vorhaben ausgerechnet durch so genannte „Umweltverbände“ blockiert, die mit größter Leidenschaft Klagen gegen Windenergieprojekte einreichen.

Die derzeit noch größte Bremsklotz beim Umstieg auf E-Fahrzeuge liegt im Ausbau der Ladeinfrastruktur. Pro Woche werden deutschlandweit gegenwärtig etwa 200 Ladestellen neu gebaut – um den künftig absehbaren Bedarf zu decken müssten es aber 2000 sein. Wer in Baden-Württemberg stromtanken will, hat es noch vergleichsweise komfortabel: Rund 20% aller deutschen Ladesäulen stehen in Baden-Württemberg. Ist eine Reise quer durch Deutschland aktuell noch eine Herausforderung – eine Autofahrt nach Süd- oder Osteuropa mit dem E-Auto ist derzeit faktisch noch unmöglich.

Tobias Vogt MdL