Autofahrer von E-Autos gelten als Vorbild. Doch ihre Elektrofahrzeuge fahren weitgehend mit Strom aus konventionellen (fossilen) Energien. Und dies wird noch lange so bleiben. E-Autofahren ist also keineswegs CO2-neutral, nur für die Autobauer gelten E-Autos per Gesetzesdefinition als klimaneutral. Hinzu kommt, dass die Batterien in ihrer Herstellung einen enormen Energieaufwand und nicht regenerative Rohstoffe benötigen, also hohe ökologische Kosten verursachen. Aus diesem Grund sagen viele vernünftige (vernünftig = Gegensatz zu ideologisch geleitet) Politiker, dass die E-Mobilität auf den Gesamtverkehr gesehen eine Übergangstechnologie darstellt. Doch „Übergang wohin“, wenn die Autogegner auch die Alternativen blockieren? Klüger jedenfalls wäre es, technikoffen in alle Richtungen zu bleiben, auf Seiten der Politik wie in der Autoindustrie. Denn wer das Knowhow über die Verbrennungstechnologie verliert, für den gilt nämlich möglicherweise schon sehr bald: Rien ne va plus.
Klimaneutrale Synthetische Kraftstoffe
Die Ausgangsstoffe für Synthetische Kraftstoffe – auch reFules genannt - sind CO2 und Wasser. Das CO2 stammt aus der Atmosphäre oder aus Biomüll. Aus dem Wasser wird unter Einsatz von erneuerbarem Strom aus Windkraft oder Sonne Wasserstoff abgespalten. In mehreren Schritten wird ein Kraftstoff gewonnen, der an der herkömmlichen Tankstelle direkt in jedem Diesel und Benzinmotor getankt werden kann. Ohne Additive, ohne Umrüstung. Diese Kraftstoffe verbrennt in jedem alten und neuen Motor praktisch ohne Treibhausgase.
Dieser Kraftstoff ist keine Illusion mehr. Im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) arbeiten Wissenschaftler an dieser Technologie. In einer kleinen Anlage wird bereits produziert - jetzt haben Land und Bund eine Pilotanlage zur Herstellung von jährlich 50.000 Tonnen dieses synthetischen Kraftstoffs beschlossen. Investitionssumme 500 Millionen Euro. Ein extrem erfolgversprechender Anfang!
Bis diese Entscheidung gefällt wurde, galt es für die CDU, erhebliche politische Widerstände zu überwinden. Die Grünen beispielsweise haben schnell erkannt, dass synthetische Kraftstoffe enormes Zukunftspotential für unsere Automobilindustrie eröffnen würden – und damit ihrer Verkehrsideologie zuwiderlaufen. Ähnlich reagieren Umweltverbände und das SPD-geführte Bundesumweltministerium. Ideologie schlägt Vernunft!
Klimaneutrales Autofahren mit reFuels
Die Energiewende im Verkehr soll uns in eine CO2-neutrale Mobilität führen, auch unter Einbeziehung aller Vorstufen (wie zum Beispiel der Herstellung der Batterien) und aller Nachstufen (wie zum Beispiel dem Recycling). Eine solche Gesamtbilanz ist zwar komplex und muss immer mit verschiedenen Annahmen arbeiten, aber die Forscher am KIT in Karlsruhe sind sich sicher, dass ihr Verfahren zur Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen allen anderen Energieformen überlegen ist.
Verkehrspolitik war und ist immer auch ein Lieblingsthema grüner Ideologen. Auch wenn sich ein Winfried Kretschmann inzwischen lächelnd zusammen mit Daimler und Porsche-Managern fotografieren läßt, sollte dies nicht davon ablenken, dass es vielen Grünen ums Auto an sich geht. Sie wollen eine „Verkehrswende“, in der das Auto am besten keine Rolle mehr spielt. Die Energiewende im Verkehr darf jedoch nicht darauf abzielen, den Individualverkehr zu verhindern. Genau dies aber ist das politische Ziel linker Grüner und zum Beispiel der (sich anmaßend so nennenden) Deutschen Umwelthilfe.
Als Minimalkonsens ist man sich zwischen den Parteien weitgehend einig, dass synthetische Kraftstoffe im Schiffs- und Flugverkehr zum Einsatz gebracht werden sollten. Auch dem Einsatz als Beigemisch in Verbrennungskraftstoffen stimmen führende Grüne wie Minister Herrmann inzwischen zähneknirschend zu. Jüngst lobte er die Pilotanlage am Karlsruher Hafen. Aber wenn die Rede auf den möglichen Einsatz von reFuels für die gesamte Verkehrsflotte kommt, ziehen die Verkehrs-Umerzieher ihren alten Joker aus der Tasche: Die Stromerzeugung für den synthetischen Kraftstoff sei umweltschädlich. Dabei gehen sie jedoch davon aus, dass der Strom aus fossilen Rohstoffen gewonnen – oder aus Afrika importiert wird. In der Tat würde dies die Ökobilanz erheblich verschlechtern. Dass diese Tatsache jedoch auch auf den Strom für die Elektroautos zutrifft, wird in diesem Moment gern vergessen. Denn hier wie da stammt ein Großteil der Umweltbelastungen aus der Herstellung von Stahl, Zement und Metallen, die für Windkraft- und Photovoltaikanlagen benötigt werden.
Fazit: Synthetische Kraftstoffe, die mithilfe von grünem Strom erzeugt werden, verbrennen nahezu ohne CO2-Emissionen, frei von Schwermetallen, Aromaten und Schwefel. Sie lassen sich aus der Luft wie auch aus organischen Reststoffen (Biomasse) herstellen. Alte und neue Autos können mit diesem Kraftstoff direkt betankt werden. Wird „in Masse“ produziert wird, läge der Preis bei 0,60 bis 1 Euro ohne Steuern.
MIT Ludwigsburg
Michael Jacobi
(Foto Bosch)
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