Das Wahldebakels heißt nicht nur Armin Laschet

Datum des Artikels 08.11.2021

„Sündenbock Laschet“. Dieser kurze Nenner ist sicher eine griffige Schlagzeile. Aber sie ist viel zu einfach. Hinter dem Wahldebakel der Union stecken mehr Ursachen und aufgestaute Probleme als die Auswahl des Spitzenkandidaten.

Die Wunschkandidaten vieler Mitglieder vor allem im Süden und Südwesten Deutschlands hießen Merz, mitunter Röttgen und am Schluß Söder, aber nicht Armin Laschet. Warum?  Zum einen wurde er als Fortsetzung des „Systems Merkel“ wahrgenommen, zum anderen als nicht charismatisch und profillos. Auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem politischen Umfeld der CDU kündigten bereits frühzeitig an, eine CDU mit diesem Spitzenkandidaten nicht zu wählen.

Warnungen wie diese wurden jedoch von der Parteispitze ignoriert. Und auch im gesamten Bundestagswahlkampf haben es Laschet, sein Beraterteam und die Bundesgeschäftsstelle nicht geschafft, verständlich zu sagen, wofür der CDU-Spitzenkandidat steht. Welche Ziele hat er? Welcher Kompass leitet ihn? Außer Allgemeinplätzen war wochenlang nichts zu vernehmen. Aus diesem Grund fragten sich immer mehr staunende Beobachter bis zum Schluß, wann denn die CDU mit ihrem Wahlkampf beginnen wolle.

Der Wahlkampf kam, aber nicht von der CDU, sondern gegen die CDU. Immer mehr drehte sich der ursprüngliche Rückenwind für Laschet zum Abwind. Lasch, lascher, Laschet. Bereits Wochen vor der Wahl war es schließlich mit der Geschlossenheit der Union vorbei, als sich insbesondere die CSU damit hervortat, den Kanzlerkandidaten sukzessive zu demontieren.

Insbesondere in den Sozialen Medien rollte eine Hetzlawine an, die zum relevanten Teil von professionell arbeitenden Unternehmen betrieben wurde. Die FAZ berichtet (24.09.2021, S.17), dass etliche Kampagnen wie beispielsweise „#laschetverhindern“ oder „#niemehrcdu“ wochenlang von ganzen Teams vorbereitet waren. Hinter diesen Teams steckten Geldgeber und Aktivisten aus dem linken Lager, wie der „Satirepartei“ DIE PARTEI, von Linken und Grünen. Auch Organisationen wie Fridays-For-Future beteiligten sich teils offen, teils versteckt mit sechsstelligen Schaltungsbudgets an der Hetzerei gegen Laschet und einigen anderen ausgewählten CDU-Politikern. Dies alles erzeugte das Zerrbild eines dümmlichen Kanzlerkandidaten. Die FAZ schreibt unter Berufung auf die Organisation „Hate Aid“, dass in den Wochen vor der Wahl 27.436 verletzende Kommentare über Laschet gezählt wurden, 6.690 solcher Kommentare über Olaf Scholz und 5.524 beleidigende Tweets über Annalena Baerbock. Laschets unbestreitbare persönlichen Fehler fanden so ihre permanente Verbreitung und Wiederholung im Internet.

Innerhalb der CDU ist nun die Zeit für Selbstkritik über die verpfuschte Wahlkampfstrategie, aber vor allem auch über die Fehler der vergangenen Jahre. Warum zum Beispiel sind personelle Konsequenzen nach eklatanten Fehler einzelner Minister ausgeblieben? Besonders dramatisch empfinde ich, dass die Union immer mehr das Gespür und das Gehör dafür verloren hat, was breite Teile der Bevölkerung und somit unsere potentiellen Wähler denken. Oder - wenn sie es hört - die gut gemeinten Empfehlungen ignoriert.